Posts Tagged ‘review’

Zehn Jahre später: Portishead Live!

Monday, April 7th, 2008

Okay, ich könnte jetzt übertrieben emotional und schwärmerisch daherkommen… Im Kern läuft alles darauf hinaus, dass Portishead gestern im Palladium einfach ein supergeiles, wunderschönes Konzert abgeliefert und meine hohen Erwartungen erfüllt, wenn nicht übertroffen haben. Beth Gibbons war sichtlich gut drauf und von den Publikumsreaktionen einigermaßen hingerissen, der Applaus donnerte ja auch nur so, vor allem angesichts der vielen alten Songs von den ersten zwei Alben, die dargeboten wurden. Man hatte auch nicht das Gefühl, da würde jetzt irgendwie die alte Rumpelkiste abgenudelt, sondern jeder einzelne Titel wurde zelebriert und hochgradig emotional dargeboten, das ganze mit einem annehmbaren Live-Sound… Die Stimme hätte ich mir hier und da etwas lauter, das Schlagwerk dafür etwas leiser gewünscht, aber alles in allem kam der Sound sehr gut rüber. Die Band war nicht wirklich “tight” zusammen und lief ab und zu hörbar auseinander, was aber dem audiophilen Genuss in diesem Fall keinen Abbruch tat… scheint bei dieser Art von Musik auch gar nicht so fürchterlich wichtig zu sein.
Ok, “Glory Box” hätte im Programm weiter nach hinten gehört… das wurde als 3. oder 4. Nummer gespielt, nach meiner Meinung viel zu früh.
Andererseits… zu dem Zeitpunkt konnte ich noch nicht wissen, dass die Band im Laufe des kommenden Programms auch alle weiteren meiner alten Lieblingstitel anstimmen würde, vor allem auch “Roads”, das im Zugabenblock Platz fand – und das hätte zB auch nicht früher gespielt werden sollen, von daher ging das mit “Glory Box” wohl OK. Teilweise wurden die alten Titel ein bisschen neu arrangiert, am deutlichsten hörte man das bei “Wandering Star”, welches lediglich von Bass- und Stromgitarre beglitten daherkam, keine schlechte Idee, um alles ein bisschen spannend zu halten… wobei es auch nicht not getan hätte, denn wenn man etwas sowieso vermisste an diesem Abend, dann war es Langeweile.
Und auch die neuen Titel fand ich teilweise ganz schön gut, und ich werde mir das neue Album sicherlich kaufen. Wäre ich ein Musikjournalist würde ich sowas schreiben wie: “Portishead sind sich in den letzten zehn Jahren treu geblieben und haben sich dennoch weiter entwickelt” ,o)
Bin ich aber nicht. Ich kann nicht glauben, dass zehn Jahre vergangen sind. Portishead sahen für mich noch genau so aus wie beim letzten mal… und ich fühl mich auch nicht unbedingt 10 Jahre älter. Trotzdem, das war eine kurze, geile Reise in die Vergangenheit! Ich hab das sehr genossen.
Kann nur hoffen, dass Beth und ihre Mannen diesmal nicht sooooooo lange auf sich warten lassen, denn diese Band würde ich mir gerne immer wieder ansehen.

DVD Review: Rainbow live in Munich 1977

Tuesday, December 26th, 2006

Neu auf DVD: Rainbow live in Munich 1977.

Musste ich mir als Ritchie-Blackmore-Fan natürlich geben, obwohl ich diese Phase von Rainbow ziemlich grausig fand. [Die späteren Sachen finde ich gigantisch, da wurden sie immer besser.] Abgesehen von Ritchies Rhythmus- aber vor allem Solo-Arbeit ist dies Konzert musikalisch selbstverständlich kaum zu ertragen. Im Gegensatz zum 1970/71er Album “Made in Japan” von Deep Purple gerät die – zweifelsohne beeindruckende – Instrumentalkunst der Musiker hier zum Selbstzweck ohne Zusammenhang und ohne Spannungsbogen und ist vielleicht mitverantwortlich dafür, dass das Instrumentalspiel als solches irgendwann leider überall als uncool und überflüssig galt. Das ganze hat, wenn man es sieht, allerdings schon wieder einen nicht zu unterschätzenden Unterhaltungswert – wenn ich z.B. die aus der gleichen Zeit stammende [oder gar beim gleichen Konzert mitgeschnittene?] Scheibe “Rainbow on Stage” anhöre, rollen sich mir bei jedem Ton von Sänger Ronnie James Dio vor Entsetzen die Fußnägel ein, wenn ich die DVD schaue, halte ich mir allerdings den Bauch vor Lachen angesichts dessen Mimik und Gestik und denke bei mir: Das können die Jungs nicht wirklich ernst genommen haben, das ist – hoffentlich – heftig angereichert mit Selbstironie und Brausebirnigkeit. Also alles in allem eine spaßige Sache, und für Blackmore-Fans wie mich, die viel von der Arbeit des Meisters zu sehen bekommen, natürlich sowieso Pflicht.

Ich kann mich erinnern, dass dieses Konzert mal im Fernsehen ausgestrahlt wurde, muss so etwa zehn Jahre her sein jetzt…. damals war ich vorher vor der Glotze eingeschlafen und wachte gegen Ende der Show auf, als Ritchie, gutgelaunt wie immer, gerade damit beschäftigt war, seine Gitarre nach allen Regeln der Kunst zu zerlegen; die Geräusche, die dabei entstehen, beglitt er dabei mit seinem Bodentreter-Pedalkawenzmann [oder: Kadenzmann?] der den harmonischen Unterbau besorgt – eine surreale Szene, die wahrscheinlich jugendgefährtendes Potenzial hat und den Amokläufer in dir wecken kann. Ich bin also dafür, dass diese gewaltverherrlichende Szene bei späteren Re-Releases der DVD zugunsten von weiteren Großaufnahmen von Ronnie James Dio entfernt wird.

Ãœbrigens ist die Bild-Qualität dieser DVD eine absolute Frechheit! Ich dachte zuerst, mein Player oder meine Glotze seien kaputt. Das ist nur für absolut hartgesottene Fans oder Sammler zu ertragen, jeder “normale” Konsument schaltet nach zwei Minuten ab, und das mit Recht. Diese DVD ist nicht geeignet, deine Freundin von der Ãœberlegenheit handgemachter Früh-Metall-Musik zu überzeugen! Vorsicht!